Das Auslandspraktikum: Praxis, Sprache und Kultur

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Die USA, Indien oder doch lieber Mexiko? Egal, auf welches Land deine Wahl fällt. Ein Auslandspraktikum ist immer eine tolle Option, deinen Horizont zu erweitern, Sprachkenntnisse auszubauen oder dein Fernweh zu befriedigen. Natürlich bringt es dir auch so manchen Vorteil auf dem postakademischen Arbeitsmarkt. Für viele Praktikanten wird das vormals fremde Land sogar zu einer zweiten Heimat; und sie wollen gar nicht mehr nach Hause.

Wie plane ich mein Praktikum?

Damit das Auslandspraktikum auch für dich zu einem unvergesslichen Erlebnis wird, solltest du niemals auf eine gute Planung verzichten. Mit dieser beginnst du bestenfalls ein halbes Jahr vor deiner Abreise. Der folgende Ablaufplan zeigt dir, welche Dinge du dabei beachten solltest und welche Entscheidungen zu treffen sind:

  • Wahl des Landes, in welchem du dein Praktikum absolvieren möchtest & Wahl der Praktikumsstelle

  • Bewerbungsfristen einhalten

  • Sprachkenntnisse überprüfen, gegebenenfalls einen Kurs absolvieren

  • Versicherungen überprüfen & Visum beantragen

  • Finanzierung des Praktikums klären

  • Wohnungssuche und Ansprechpartner

Die Suche nach der idealen Praktikumsstelle

Die Suche im Internet stellt für die meisten Studierenden die erste Informationsquelle für ein Auslandspraktikum dar. Doch gerade bei der Wahl des Praktikumslandes solltest du dich nicht auf bloße Suchergebnisse verlassen, sondern deinen persönlichen Präferenzen folgen und auch deine Sprachkenntnisse abwägen. Da es im Ausland vergleichsweise schwierig ist, eigenständig ein gute Praktikumsstelle zu finden, solltest du dich auf die Hilfe von professionalisierten Organisationen verlassen. Der Deutsche Akademische Auslandsdienst gilt als größte weltweite Förderinstitution für die internationale Vermittlung von Studierenden und Wissenschaftlern. Neben der Vergabe von Stipendien unterstützt der DAAD auch internationale Praktika und gibt umfassende Informationen zur Lebensweise in verschiedenen Ländern. Andere Organisationen, die sich um die Studierendenvermittlung kümmern, sind Praktikawelten und Studentsgoabroad. Direkt an deiner Hochschule findest du eine weitere Anlaufstelle für ein Auslandspraktikum: AIESEC. Mittlerweile unterhält diese Studierendenorganisation in über 120 Ländern Lokalkomitees. Das heißt, dass du auch potenziell in all diesen Ländern ein Praktikum machen kannst. Gegen eine Vermittlungsgebühr erhältst du eine Rundumversorgung durch AIESEC: Du hast Zugang zu der Datenbank, einen Ansprechpartner in deiner Hochschulstadt, wirst in einem interkulturellen Seminar auf den "Kulturschock" vorbereitet, dir wird eine Wohnung in deinem Gastland gestellt und auch dort hast du einen Ansprechpartner. Und natürlich kannst du bei Fragen jederzeit eine E-Mail schreiben. Von einer komplett eigenständigen Praktikumssuche ist prinzipiell nicht abzuraten, jedoch bedarf es einem enormen Zeit-, Organisations- und Rechercheaufwand. Ebenso ist es von Vorteil, die Landessprache fließend zu sprechen und sich in dem Praktikumsland vorab sehr gut auszukennen.

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Einhalten von Fristen und Terminen

Die Bewerbungsfristen für ein Auslandspraktikum können je nach Land und Unternehmen sehr unterschiedlich sein. Doch gerade in größeren namhaften Instituten und auch bei der DAAD ist es üblich, dass du sehr zeitig deine Unterlagen senden solltest. Denn die Einsendefrist liegt zumeist Monate oder bis zu einem Jahr vor deinem Praktikumsbeginn. Teilweise musst du sogar mit Wartelisten rechnen. Entsprechende Informationen findest du auf den Webseiten der Institute und des DAAD; oder du schreibst eine E-Mail. Im Gegensatz dazu kannst du bei AIESEC relativ kurzfristig einen guten Praktikumsplatz finden, da du auf einen Pool sofort verfügbarer Stellenangebote zurückgreifst. Innerhalb von zwei Monaten kannst du so ein interessantes und lukratives Auslandspraktikum finden. Weitere Fristen gibt es bei der finanziellen Unterstützung zu beachten. Viele Organisationen setzen für ihre Stipendien Stichtage fest, die teilweise Monate vor deiner Abreise. Dies liegt daran, dass die Bearbeitung einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Behördengänge und Impfungen solltest du etwa sechs Monate vor deinem Auslandssemester planen. Außerdem ist der Besitz eines gültigen Visums bei einem längerem Aufenthalt in vielen Ländern ein Muss. In der Regel reicht es, dieses sechs Wochen vor deiner Abreise zu beantragen. Bei einem Aufenthalt in tropischen Ländern solltest du dich am besten beim Tropeninstitut über notwendige Impfungen informieren. Da für die Grundimmunisierung manchmal mehrere Injektionen unerlässlich sind, steht die Gesundheitsvorsorge schon drei Monate vor deiner Abreise an.

Sprachkenntnisse

Sprachkenntnisse sind bei deinem Auslandspraktikum definitiv ein Muss. Vor allem europäische und englischsprachige Länder sind bei Studierenden stark frequentiert. Hier reicht es meistens in vielen Unternehmen aus, wenn du gute Englischkenntnisse mitbringst. Für die alltägliche Kommunikation ist es natürlich von Vorteil, die Landessprache zu beherrschen. Gerade in Lateinamerika solltest du unbedingt Spanisch sprechen, da du dort mit Englisch definitiv nicht weit kommst. Informationen zu den weltweiten Sprachqualitäten erhältst du beim Auswärtigen Amt.

Sprachnachweise

Schon bei der Bewerbung verlangen viele Unternehmen, dass du einen Nachweis aller für dein Praktikum relevanten Sprachen beifügst. Innerhalb Europas ist zumeist ein Test beim Spracheninstitut deiner Hochschule oder ein Unicert-Abschluss ausreichend. Im angloamerikanischen Raum und vielen anderen englischsprachigen Ländern (auch Indien) musst du zunehmend den TOEFL-Test (TOEFL = Test of English as a Foreign Language) ablegen, um als Bewerber angenommen zu werden. Diese Sprachprüfung besteht aus vier Dimensionen: Reading Comprehension, Listening Comprehension, Speaking und Written Expression. Manche Großunternehmen bieten ihren Praktikanten bei der Ankunft einen Crash-Kurs in der Landessprache an oder kommunizieren mit ihnen explizit nur in Englisch.

Visum

Je nach Dauer und Land, in welchem du dein Praktikum absolvieren möchtest, gelten verschiedene Visa-Bestimmungen. Konkrete Informationen dazu findest du beim Auswärtigen Amt und bei der DAAD. Natürlich kannst du auch bei deiner späteren Praktikumsstelle auf Englisch oder in der Landessprache nachfragen. Generell gilt, dass du innerhalb der EU bei einem Aufenthalt von weniger als drei Monaten und einer unentgeltlichen Tätigkeit (etwa bei einer Freiwilligenarbeit) als Tourist einreisen kannst. Das heißt, dass du kein Visum benötigst. Bei einem längeren Aufenthalt solltest du dich um eine Aufenthaltsgenehmigung bemühen. Außerhalb der EU herrschen teilweise sehr strenge Visa-Regeln. So musst du etwa Finanzierungsnachweise oder ein polizeiliches Führungszeugnis beifügen. Die Dokumente sind an die ausländische Botschaft in Deutschland zu senden.

Versicherungen

Grundsätzlich kannst du selbst entscheiden, welche Versicherungen du als notwendig ansiehst. Empfehlenswert ist aber definitiv eine Auslandskrankenversicherung. Denn bei einer Erkrankung, einem Unfall oder einem Krankenhausaufenthalt werden dir die anfallenden Kosten zurückerstattet. Diese Zusatzversicherung erwirbst du relativ preisgünstig bei deiner Krankenkasse oder einem anderen Versicherer wie dem ADAC. Weitere Versicherungsleistungen kannst du bei deiner Flugreise abschließen (Gepäckversicherung, Reiserücktrittsversicherung); sie sind aber kein Muss.

Finanzen

Die Finanzierungsfrage spielt wohl eher eine Rolle für diejenigen Studierenden, die ein unentgeltliches Auslandspraktikum absolvieren. Trotzdem kannst du auch für bezahlte Praktika Förderungsmaßnahmen in Anspruch nehmen, da du für gewöhnlich für die An- und Abreise, für die Miete und die Lebenshaltungskosten selbst aufkommen musst. Generell gibt es drei Förderoptionen bei einem Auslandsaufenthalt: Du kannst einen Studienkredit aufnehmen, ein Stipendium erhalten oder Auslands-Bafög beantragen. Studienkredite können von der Bundesregierung oder privaten Kreditinstituten vergeben werden. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Bildungskredit. Beliebter bei Studierenden ist das Auslands-Bafög, das sich aus den Lebenshaltungskosten des Landes, in dem du dein Praktikum machst, den monatlichen Ausgaben und dem Verdienst deiner Eltern errechnet. Der Antrag auf Auslands-Bafög sollte mindestens ein halbes Jahr vor deinem Abflug gestellt werden und wird für maximal ein Jahr gewährleistet. Mit einer solchen frühzeitigen Beantragung solltest du auch beim Stipendium rechnen. Zahlreiche Stiftungen und Organisationen wie die DAAD vergeben diese an überdurchschnittlich gute Studierende. Die Zahlung im Rahmen des Stipendiums ist zumeist auf ein halbes Jahr beschränkt, wie beispielsweise bei dem Programm PROMOS.

Wohnungssuche und Ansprechpartner

Viele Studierendenorganisationen bieten dir einen Rundumservice für dein Auslandspraktikum an. Das bedeutet für dich, dass dir ein Ansprechpartner und ein WG-Zimmer zur Verfügung gestellt werden. Teilweise werden Präferenzen, etwa ob du dein Zimmer teilen möchtest oder lieber in eine Gastfamilie möchtest, vor deiner Abreise erfragt. Falls du keinerlei Informationen zu deinem Aufenthaltsort und deinem Ansprechpartner erhalten hast, dann solltest du dich mit deinem Praktikumsunternehmen in Verbindung setzen. Diese können für dich vor Ort nach einer Wohnung suchen und die Rahmenbedingungen nochmals abklären. Ebenso kannst du nach einem Pick-up-Service für den Flughafen oder nach einer Wegbeschreibung zu deiner Wohnung fragen.

Fazit

  • Finde gute Praktikumsplätze über (Studierenden-) Organisationen

  • Erfrage Bewerbungsfristen, halte Impftermine ein und beantrage dein Visum rechtzeitig

  • Absolviere notwendige Sprachtests und verbessere ggf. deine Sprachkenntnisse

  • Schließe deine Auslandskrankenversicherung ab

  • Bewirb dich rechtzeitig für Förderprogramme und informiere dich, ob du eine Praktikumsvergütung erhältst

  • Informiere dich über die Bedingungen an deinem Praktikumsort (Wohnsituation, Ansprechpartner)