Den Auslandsaufenthalt planen

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Die Planung ‒ so geht's ins Ausland

Fast jeder Dritte Studierende plant während seiner Studienzeit einen mehrmonatigen Aufenthalt an einer ausländischen Universität. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zahlreiche Studierende sehen ein Auslandssemester als eine tolle Möglichkeit an, ihre Sprachkenntnisse auszubauen und dadurch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Für andere stehen das Kennenlernen fremder Kulturen und der Erwerb interkultureller Kompetenzen im Vordergrund. Doch egal, warum du dich nun letztlich für ein Auslandssemester entscheidest, eine Sache solltest du vorab niemals vergessen: eine durchdachte Planung. Denn so kannst du unnötigen Zeitdruck und doppelte Behördengänge vermeiden.

Wie sollte ich vorgehen? 

Bei der Planung deines Auslandssemesters gibt es vorab einige wichtige Entscheidungen zu treffen und bürokratische Hürden zu nehmen. Damit du dabei nicht den Überblick verlierst, solltest du dich an unsere Checkliste halten:

  • Entscheidung über das Gastland

  • Wahl der ansässigen Hochschule, die deinen Studiengang oder einen vergleichbaren anbietet

  • Recherche von Fristen wie etwa Bewerbungsschluss

  • Sprachkenntnisse überprüfen, gegebenenfalls einen Kurs absolvieren

  • Versicherungen überprüfen, Visum beantragen

  • Finanzierung des Auslandsaufenthalts

  • An- und Abreise, Wohnungssuche im Gastland und mögliche Ansprechpartner

Wahl des Gastlandes und der Hochschule

Bei der Wahl des Gastlandes solltest du in erster Linie deinen persönlichen Präferenzen folgen oder dich an Sprachkenntnissen und vorherigen Reiseerfahrungen orientieren. Ein toller Kurzurlaub in einem Land ist aber noch lange kein Garant dafür, dass du dort längerfristig leben kannst und es geeignete Hochschulen für dich gibt. Daher sollte deine erste Anlaufstelle für ein Auslandssemester auch das Akademische Auslandsamt an deiner Hochschule sein. Dieses kann dich über bestehende Kooperationsverträge mit ausländischen Universitäten und mögliche Mobilitätsprogramme wie ERASMUS informieren. Das Auslandsamt prüft außerdem, an welchen Hochschulen dein Studiengang (oder ein vergleichbarer) angeboten wird und welche Zulassungsvoraussetzungen (Sprachen, Module) erfüllt werden müssen. Natürlich wirst du auch gern bei der Erstellung deiner fremdsprachigen Bewerbung unterstützt. Wer ins nicht-europäische Ausland möchte, sollte sich zusätzlich beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) einen Überblick verschaffen. Denn der DAAD bietet neben weltweiten Angeboten an Auslandssemestern auch weiterführende Informationen zu Studiensystemen in anderen Ländern an und vergibt Forschungs- sowie Hochschulstipendien. Andere Organisationen, die sich um die Studierendenvermittlung kümmern, sind GOstralia und das International Education Centre. Von einer komplett selbstständigen Organisation deines Auslandsaufenthalts ist eher abzuraten, da es mit großem Rechercheaufwand verbunden ist. Zu dem solltest du dafür die Landessprache fließend sprechen und dich in dem Land sehr gut auskennen.

ERASMUS-Programm für Studierende

Das ERASMUS-Programm ist ein von der Europäischen Union finanzierter Studierendenaustausch, welcher auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruht. Das heißt, wenn zwei Studierende von der Universität in Heidelberg nach Barcelona geschickt werden, sendet die Universität in Barcelona im gleichen Zeitraum zwei Studierende nach Heidelberg. Das Gute an diesem Programm ist, dass du eine monatliche Vergütung von 50 bis 200 Euro erhältst, einen festen Ansprechpartner in deinem Gastland hast und keine Studiengebühren erhoben werden. Das ERASMUS-Programm kannst du für insgesamt zwölf Monate einmalig in deiner Studienzeit in Anspruch nehmen.

Zeitliche Planung und Fristen

Mit der Planung deines Auslandssemesters beginnst du bestenfalls schon ein Jahr, bevor du Deutschland verlassen möchtest. So hast du genügend Zeit, um eine ausführliche Recherche zu deinem Gastland durchzuführen, gegebenenfalls deine Sprachkenntnisse auszubauen und um alle Fristen einzuhalten. Zu dem sind an vielen Hochschulen die Bewerbungs- und Einschreibetermin recht zeitig gesetzt, teilweise ein halbes Jahr vor Beginn des Auslandssemesters. Informationen dazu kannst du beim Auslandsamt deiner Hochschule und der DAAD einholen; oder du wendest dich gleich an das Auslandsamt deiner Gasthochschule. Bei diesem Erstkontakt mit deiner Gasthochschule solltest du außerdem erfragen, ob Dokumente übersetzt werden sollen oder du einen Sprachnachweis benötigst.

Natürlich solltest du deine Anfrage in Englisch oder der Landessprache stellen. Weitere Fristen gibt es bei der finanziellen Unterstützung zu beachten. Viele Organisationen setzen für ihre Stipendien Stichtage fest, bis zu welchen sich interessierte Studierende bewerben können. Diese Termine liegen zumeist Monate vor deiner Abreise, da die Bearbeitung einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Behördengänge und Impfungen solltest du etwa sechs Monate vor deinem Auslandssemester planen. Außerdem ist der Besitz eines gültigen Studentenvisums ein Muss. In der Regel reicht es, dieses sechs Wochen vor deiner Abreise zu beantragen. Ist ein Aufenthalt in tropischen Ländern geplant, dann informiere dich am besten beim Tropeninstitut über notwendige Impfungen. Da für die Grundimmunisierung gegen manche Erreger mehrere Injektionen unerlässlich sind, solltest du drei Monate vor deinem Auslandssemester mit der Gesundheitsvorsorge anfangen.

Sprachkenntnisse

Bei der Bewerbung an einer ausländischen Hochschule ist es üblich, dass du deine sprachlichen Fertigkeiten unter Beweis stellen musst. Innerhalb Europas reicht es meistens aus, wenn du beim Sprachenzentrum deiner Hochschule eine zertifizierte Prüfung in der gewünschten Fremdsprache abgelegt hast. Natürlich solltest du mindestens ein mittleres bis gutes Sprachniveau aufweisen. An vielen Hochschulen reicht auch der Nachweis eines Unicert II- oder Unicert-III-Abschlusses aus; oder du musst lediglich gute Englischkenntnisse mitbringen. Auch wenn das Seminar auf Englisch gehalten wird, kann die Nicht-Kenntnis der Landessprache ein großer Nachteil im alltäglichen Leben sein. Im außereuropäischen Ausland gibt es zuweilen Sonderregelungen für Sprachtests, so etwa in den USA. Hier musst du einen TOEFL-Test (TOEFL = Test of English as a Foreign Language) ablegen, um als Bewerber angenommen zu werden. Diese Sprachprüfung besteht aus vier Dimensionen: Reading Comprehension, Listening Comprehension, Speaking und Written Expression. In fast allen englischsprachigen Ländern wird dieser Test mittlerweile verlangt und muss den Bewerbungsunterlagen beiliegen. Manche Hochschulen bieten auch die Option an, vor Ort einen mehrwöchigen Sprachkurs als Crash-Kurs oder neben dem Studium zu absolvieren.

Visum

Bei einem Auslandssemester musst du grundsätzlich eine Aufenthaltsgenehmigung in Form eines Studentenvisums beantragen. Je nach Land unterscheiden sich die Dokumente, die dafür bei der (Länder-)Botschaft einreichen musst. Entsprechende Informationen kannst du beim Auswärtigen Amt oder auch der jeweiligen Botschaft erfragen. Generell ist es einfacher, ein Visum im europäischen Ausland zu erlangen, als beispielsweise in den USA oder Indien.

Versicherungen

Grundsätzlich gilt, dass es dir selbst überlassen ist, welche Versicherungen du im Vorfeld deiner Reise abschließen möchtest. Allerdings ist eine Auslandskrankenversicherung sehr empfehlenswert, da du sonst im Krankheitsfall auf deinen Kosten sitzen bleibst. Bei einer längeren Erkrankung, teuren Medikamenten oder einem Krankenhausaufenthalt können da schon einige hundert Euro zusammenkommen. Eine Auslandskrankenversicherung kannst du bei deiner Krankenkasse und anderen Versicherungsanbietern, etwa dem ADAC, eingehen. Wenn du eine Flugreise zu deinem Gastland planst, kannst du ebenso dein Gepäck versichern lassen oder eine Rücktrittsversicherung abschließen. Solche Leistungen sind aber optional und definitiv kein Muss.

Finanzierung

Mit einem Studentenvisum ist es nicht so leicht, einem Nebenjob nachzugehen, da es zu rechtlichen Konflikten kommen kann. Daher solltest du dir bereits im Vorfeld Gedanken über die Finanzierung machen. Es gibt zahlreiche Förderungsmaßnahmen, bei denen du monatlich einen errechneten Fixbetrag überwiesen bekommst. Beim Auslands-BaföG errechnet sich dieser aus den Lebenshaltungskosten des Landes, in dem studierst, den monatlichen Ausgaben (Unterkunft, Studiengebühren) und dem Verdienst deiner Eltern. Der Antrag auf Auslands-BaföG sollte mindestens ein halbes Jahr vor deinem Abflug gestellt werden. Je nach Land unterscheidet sich die zuständige Behörde in Deutschland, bei welcher du deinen Antrag abgibst. Informationen dazu findest du etwa beim DAAD oder beim Auslandsamt an deiner Hochschule. Eine weitere Förderungsmaßnahme sind Stipendien. Diese werden zahlreich von Stiftungen und Organisationen wie der DAAD leistungsbezogen vergeben. Das bedeutet, dass der Studierende überdurchschnittliche Noten aufweisen sollte. Auch im Rahmen von Mobilitätsprogrammen wie PROMOS und ISAP werden gern Stipendien vergeben, die zumeist auf ein halbes Jahr beschränkt sind. Die Bewerbungsfristen dafür kannst du den entsprechenden Webseiten entnehmen. Eine dritte Option ist es, einen Studienkredit aufzunehmen. Der Bildungskredit beispielsweise wird von der Bundesregierung gefördert, aber auch zahlreiche private Kreditinstitute bieten finanzielle Unterstützung an.

Anreise und Bedingungen vor Ort

Die An- und Abreise musst du zumeist selbst planen und hängt vom Beginn deines Auslandssemesters und deiner Wohnungssuche ab. Die Kosten für die Reise werden von dir selbst getragen oder durch Förderprogramme gestützt. Die Bedingungen vor Ort solltest du mit der ausländischen Hochschule vorher abklären. So kannst du beispielsweise um einen Ansprechpartner bitten, falls die Uni nicht selbst einen stellt oder um Hilfe bei der Wohnungssuche. Viele Hochschulen bieten auch die Möglichkeit an, nahe des Campus in einem Wohnheim unter zu kommen oder stellen bereits Zimmer dafür zur Verfügung. Ebenso kannst du erfragen, ob dir in den ersten Tagen ein Betreuer zur Seite steht oder ob du mit anderen Kommilitonen zusammenwohnen kannst. Generell ist es empfehlenswert in den letzten Wochen vor deiner Abreise diese organisatorischen Sachen persönlich mit dem Auslandsamt deiner Gasthochschule zu klären. Präferenzen und Wünsche können sicherlich geäußert werden.

Fazit:

  • Folge deinen persönlichen Präferenzen bei der Länderwahl

  • Verlasse dich auf professionelle Unterstützung bei der Suche nach deiner Gastuniversität

  • Halte Fristen und Termine ein, um einen geregelten Ablauf zu ermöglichen

  • Absolviere notwendige Sprachtests und verbessere ggf. deine Sprachkenntnisse

  • Vergiss nicht, dein Visum zu beantragen und eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen

  • Informiere dich über die Lebenshaltungskosten in deinem Gastland und bewirb dich für Förderprogramme wie Auslands-BaföG, Stipendien mindestens ein halbes Jahr vorher

  • Halte Kontakt zu der ausländischen Universität und mach dir ein Bild über die Situation vor Ort (Wohnungssuche, Ansprechpartner)