Lesen muss man immer, ständig, überall. Im Studium wird man mit Texten bombardiert, im Job auch und im Zeitalter von E-Mails, SMS und Social Networks bleibt man selbst in der Freizeit nicht davon verschont. Wer im Schneckentempo ließt, der wird es da natürlich schwer haben, alles zu schaffen.
Die normale Lesegeschwindigkeit liegt durchschnittlich zwischen 160 und 200 Wörtern pro Minute. Der Weltrekord liegt momentan mit 3850 Wörtern pro Minute unwesentlich darüber. Die gute Nachricht ist, dass man seine Lesegeschwindigkeit trainieren kann. 3850 Wörter pro Minute müssen es ja nicht gleich sein, aber mit ein bisschen Übung kann man seine Anzahl verdoppeln oder verdreifachen.
Wenn man als Kind lesen lernt, dann reiht man zunächst Buchstaben aneinander und bildet daraus ein Wort. Später liest man eher indem man Wörter oder Wortgruppen als ganzes wiedererkennt, da sie vom Gehirn als Bild abgespeichert werden.
Was ist beim Speed Reading anders?
Man hat herausgefunden, dass das Auge viel schneller lesen kann, als die normalen 160-200 Wörter pro Minute. Noch viel bemerkenswerter ist, dass Texte, die schnell also mit mindestens 400 Wörtern pro Minute gelesen werden, auch vom Gehirn besser verarbeitet werden können. Was das Lesetempo besonders bremst, ist das ständige Zurückspringen zu Wörtern, Sätzen oder gar ganzen Abschnitten, von denen man das Gefühlt hat, sie nicht richtig verstanden zu haben. Und auch wenn man nicht bewusst zu bereits Gelesenem zurückkehrt, so zucken die Augen häufig trotzdem noch einmal zurück. In einem Versuch mit einer Hochgeschwindigkeitskamera hat man festgestellt, dass Schnellleser bis zu fünfmal weniger Augenbewegungen und Fixierungen haben, als Normalleser. Um die Augenbewegung zu lenken, kann man sich ein Essstäbchen oder einen Schaschlikspieß zur Hilfe nehmen und damit nicht nur die konsequente Vorwärtsbewegung, sondern auch die Lesegeschwindigkeit vorgeben. Man muss sich nur darauf einlassen und darf sich nicht beirren lassen, wenn man mal das Gefühl hat, etwas nicht verstanden zu haben. Wenn man am Ende des Textes wirklich etwas Wichtiges nicht verstanden haben sollte, dann kann man immer noch mal kurz nachlesen. Meistens ist man aber eher überrascht, dass man letztlich doch alles Wichtige mitbekommen hat, obwohl man das Gefühlt hatte eigentlich viel überlesen zu haben.
Wann und wie ist das sinnvoll?
Natürlich kann man sehr komplexe und unbekannte Zusammenhänge nicht immer durch schnelles Überfliegen verstehen, aber wer schnell lesen kann, kann natürlich bei Bedarf trotzdem auch in normalem Tempo lesen. Zu Beginn sollte man sich immer die Fragestellung bewusst machen, um dann gezielt die Informationen herausfiltern zu können, die dafür relevant sind.
Oft bietet es sich an, sich in einem ersten Schritt einen Überblick über Überschriften und Gliederung des Textes zu verschaffen. Anschließend geht’s los. Man liest schnell über Abschnitte, die für die Fragestellung unwichtig sind und nimmt sich etwas mehr Zeit um die Informationen, die relevant sind, zu verstehen. Damit hat man einen deutlichen Vorteil gegenüber anderen, die den ganzen Text genau und langsam lesen und am ende meist trotzdem noch mal die wichtigen Stellen lesen, weil sie zwischenzeitlich die Aufgabenstellung aus den Augen verloren haben.
Um Speed Reading zu erlernen gibt es Bücher und Seminare, die oft auch online durchgeführt werden können.