Der Small Talk

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Small Talk ‒ verkrampft oder ganz locker?

Man kennt ihn aus dem alltäglichen Leben – den Small Talk. Viele mögen das oberflächliche Geplänkel mit entfernt Bekannten nicht besonders und doch ist es eines der wichtigsten Kommunikationsmittel zwischen Menschen, die sich noch nicht kennen. Im unverbindlichen Gespräch erfahren Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch mehr über die Persönlichkeit des Einzelnen. Über Small Talk stellt man Kontakt zu anderen her und vermittelt Sympathie.

Im Small Talk finden Unternehmer heraus, ob der neue Mitarbeiter kommunikativ ist, ob man sich mit ihm ungezwungen unterhalten kann und ob er sich im aktuellen Tagesgeschehen auskennt. Wer zu Beginn gefragt wird, ob er den Weg gut gefunden hat, sollte den Personaler nicht mit einem schlichten „Ja“ abwürgen, sondern auch kurz erzählen, wie man hergekommen ist. Wer Zeitung liest, ist auch für tagesaktuelle Themen, die der Unternehmer vielleicht einmal anschneidet gut gerüstet.

Welche Themen beim Small Talk im Bewerbungsgespräch angebracht sind

Der Small Talk ist ein kleines Gespräch. Das bedeutet, man sollte hier nicht zu tief ins Detail gehen. Es gilt, über das Alltägliche zu sprechen oder eigene Beobachtungen in das Gespräch einfließen zu lassen, um eine lockere Atmosphäre zwischen dem Bewerber und dem Vorgesetzten zu schaffen. Mögliche Themen, die sich dafür immer anbieten, sind das Wetter - der Klassiker! Oder der Ort, an dem die Firma sich befindet sowie das Gebäude, Vorträge, die man sich schon auf Messen und Konferenzen angehört hat – wenn diese zum Thema passen. Auch Vorlieben in Literatur, Film und Musik können manchmal zur Sprache kommen, Anekdoten aus Ausbildung und Beruf oder Freizeit, Reisen und Sport oder ein aktuelles Ereignis.

Natürlich sollte man nicht aus heiterem Himmel damit anfangen, über seine Lieblings-Rockband zu philosophieren. Man braucht ein Gespür dafür, wann ein Thema angebracht sein könnte. Oder man wartet ab, wann von Unternehmerseite etwas angesprochen wird und geht dann darauf ein. Es geht beim Small Talk um eine weniger inhaltlich als formal gestaltete Kommunikation, die zeigen soll, ob man sich auf einer Wellenlänge unterhalten kann. Wer dabei auf ein gemeinsames Thema stößt – umso besser, denn natürlich schaffen auch gemeinsame Interessen und Themen ein gutes Verhältnis.

Welche Themen beim Small Talk vermieden werden sollten

Und doch gibt es einige Themen, die man im Small Talk bei der potenziellen neuen Firma erst mal außen vor lassen sollte. Dazu gehören zum Beispiel Politik und Religion, da man natürlich nie weiß, wie der andere dazu steht. Auch Gehalt und finanzielle Fragen allgemein haben in einem ersten Small Talk mit dem neuen Chef in spe nichts zu suchen. Wer Witze über Abwesende macht oder beispielsweise über seine vergangenen oder aktuellen Chefs schlecht spricht, wirkt unsympathisch und unprofessionell. Sehr private Themen wie Beziehungen oder Krankheiten sollte man ebenfalls für sich behalten.

Wann der richtige Zeitpunkt für Small Talk ist

Im Alltag ergibt sich Small Talk oft völlig von selbst. Man steht auf der Party vor dem Kühlschrank und jemand möchte durch, schon wechselt man zwei Sätze und kommt ins Gespräch. Oder man sitzt im Zugabteil und der Gegenüber fragt, ob man auch einen Keks möchte. Der Small Talk gibt dem Einzelnen Sicherheit und er entsteht aus Situationen, in denen man sich sicher fühlt. Dieses Gefühl ist in beruflichen Kontexten nicht automatisch gegeben. Wirkt man durch einen lockeren Gesprächsstil vielleicht unprofessionell oder inkompetent? Mit welchem Gespräch macht man einen guten ersten Eindruck? Und was ist, wenn einem kein sinnvolles Small Talk Thema einfällt und man wie ein stummer Eigenbrötler wirkt?

Es gibt inzwischen sogar Fachliteratur, die sich einzig und allein mit dem Phänomen des Small Talks auseinandersetzt. Wer solche Bücher kauft, findet dort sogar Vorschläge für Small Talk Themen, die sich bewährt haben und man erfährt wie man ein solches Gespräch beginnt.

Wichtige Zeitpunkte für einen Small Talk sind im Bewerbungsgespräch der Anfang und das Ende des Gesprächs. Mit ein paar Sätzen soll eine angenehme Stimmung geschaffen werden, bevor man in den fachlichen und organisatorischen Teil des Vorstellungsgesprächs einsteigt. Und auch danach entlässt man den Bewerber gerne mit einigen netten Worten aus dem Alltagsbereich, sodass für beide Parteien das Gespräch mit einem positiven Gefühl endet.

Ansonsten sind im späteren Verlauf im beruflichen Kontext angebrachte Zeitpunkte für den Small Talk der erste Arbeitstag, um das Eis zwischen den Kollegen gleich zu brechen und direkt eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. 

Sonst ist der richtige Umgang im Small Talk auch im Gespräch mit Kunden wichtig, da man in dem Fall ja selbst die Verantwortung trägt, das Eis zu brechen. Auch in Konfliktsituationen kann der Small Talk manchmal zur Deeskalation beitragen. Im Umgang mit schüchternen Kollegen schafft man ebenfalls Vertrauen durch das ein oder andere ungezwungene Gespräch. Small Talk erleichtert den Aufbau von sozialen und professionellen Beziehungen. Wer den Small Talk beherrscht, ist daher oft im Vorteil. Chefs und Kunden bleibt man durch einen persönlichen Bezug besser in Erinnerung und in der Beliebtheit unter der Kollegen steigt man auf, wenn man die Regeln des unbefangenen Umgangs untereinander bedienen kann.

Small Talk – das muss man können

Mit dem Small Talk wird eine erste gemeinsame Basis geschaffen, die oft auch zu einem positiven Ausgang des Bewerbungsgesprächs führen kann. Mit Small Talk bringt man den anderen auf andere Gedanken und schafft Sicherheit. Wer im Bewerbungsgespräch auf der Small Talk Ebene angesprochen wird, sollte natürlich freundlich reagieren und sich offen und interessiert für die angesprochenen Themen zeigen. Interesse signalisiert man einfach durch Blickkontakt und eine offene Körperhaltung. Zu den angesprochenen Themen sollte man sich bestenfalls positiv äußern, um die angenehme Grundstimmung zu bewahren. Auch wenn einem zum Beispiel am Standort der Firma nicht alles gefällt, sollte man den Fokus dann lieber auf die positiven Aspekte legen. Am besten ist es natürlich, wenn man ein wenig aus dem eigenen Erfahrungsschatz plaudern kann. Dabei sollte man darauf achten, dass man nicht in einen Monolog verfällt. Da muss man eben den richtigen Grat treffen und weder mundfaul wirken, noch sich selbst zu sehr in den Vordergrund drängen. Auch die Nuancen zwischen Neugier und Interesse wollen gekannt sein. Und bei den eigenen Erzählungen muss man darauf achten, nicht zu zurückhaltend, aber auch nicht zu offen zu sein. Bei einem ersten Gespräch braucht man schließlich nicht seine gesamte Innenwelt auszubreiten.

Wer nicht nur für die berufliche Zukunft, sondern auch für das Privatleben was den Small Talk betrifft, gut gerüstet sein will, sollte sich vor allem ein gutes Allgemeinwissen aneignen. Wenn man sich mit vielen Themen auskennt, kann man auch zu vielen Themen eigene Gedanken beisteuern. Man sollte sich zudem über die Firmengeschichte und den Firmenstandort informieren. Wenn einem einmal keine eigenen Ansichten zu einem Thema einfallen, bleibt immer noch das Fragenstellen.

Auf die Zwischentöne kommt es an!

Wer Small Talk führt, sollte aufmerksam sein. Zunächst gilt es zu erfassen, wie die allgemeine Grundstimmung ist. Ist sie eher formal oder schon leger? Dann kann man auch einmal einen Scherz oder eine weniger ernst gemeinte Aussage riskieren. Man sollte zudem seine Authentizität wahren. Wenn der Vorgesetzte ein leidenschaftlicher Fußballfan ist, empfiehlt es sich nicht, auf diesen Zug aufzuspringen, wenn man von Fußball wirklich keine Ahnung halt. Das fällt im Allgemeinen ohnehin auf und wirkt auch nicht echt. Man sollte auch immer schnell Merkmale des Desinteresses erkennen bzw. entschlüsseln können. Der Gesprächspartner scheint abzuschweifen oder unaufmerksam zu werden und nur noch zustimmend zu nicken? Dann heißt es: Themawechsel. Auch zu beachten ist, dass sich die Interessen von Männern und Frauen häufig unterscheiden. Aber auch dabei sollte man Fettnäpfchen vermeiden. Denn wiederum können es auch viele Frauen gar nicht leiden, immer in die Ecke der schuhverrückten Frau mit Schminktipps geschoben zu werden. Mario Barth-Humor ist im professionellen Bereich erstmal tabu! Schließlich kann man etwas Schlagfertigkeit auch mit dem Partner oder Freunden trainieren, indem man sich einfach mal ein paar Wortduelle liefert. Wer im Small Talk souverän auftritt, dem wird auch im Berufsalltag Selbstbewusstsein und Schlagfertigkeit zugetraut.

Und somit ist der Small Talk eben nicht nur ein Zeichen für Sympathie und Kollegialität, sondern auch ein Gradmesser für die Kompetenz im Job. Und ist deshalb ein nicht zu unterschätzendes Element im Bewerbungsgespräch.