Mimik im Vorstellungsgespräch

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Mimik – was man im Gesicht lesen kann

Zur Mimik, auch bekannt als Miene oder Mienenspiel zählen alle Bewegungen der Gesichtsoberfläche. Aus diesem Mienenspiel können verschiedene Eindrücke, Emotionen oder Intentionen abgelesen werden. Zusammen mit Gestik und Körpersprache ergibt sich so ein Gesamtbild nonverbaler Kommunikation. Und der Einzelne kann aus der Ansammlung dieser Eindrücke deuten, welche Botschaften der Gesprächspartner neben der verbalen Kommunikation nonverbal kommuniziert. Unterstreicht die Mimik das Gesagte oder liegen da Diskrepanzen vor, sodass man überlegen sollte, inwiefern man dem Gesagten Glauben schenken kann.

Der Gesichtsausdruck wird durch die mimische Muskulatur kreiert, die beweglichsten Teile des Gesichts - Augen und Mund - machen dabei den entscheidenden Part des Mienenspiels aus. Alte physiognomische Standpunkte à la „die Augen als Spiegel der Seele“ gelten in der Wissenschaft zwar nicht mehr als aktuell, dennoch sollte man sich über die Grundzüge der Mimik bewusst sein – zum einen darüber, wie man das Mienenspiel selbst einsetzt oder bedient, zum anderen darüber, wie gut es einem gelingt in den Gesichtern der anderen zu lesen.

Die Mimik anderer deuten

Wer die Gefühle anderer Personen einschätzen kann, indem er die Mimik deutet und nicht nur das Tatsachenwissen aus dem Gesagten herausfiltert, hat damit einen entscheidenden Vorteil im menschlichen Miteinanders. Denn wer Gefühle deuten kann, der kann sich auch umso besser in den anderen hineinversetzen. Das Deuten von Mimik ist wichtig um Verständnis für andere aufzubringen und bietet natürlich auch die Möglichkeit, mit diesen Informationen zu arbeiten.

Wer die Gefühle des anderen erschließen kann, kann zum Beispiel durch ähnliche Emotionen ein Gemeinschaftsgefühl aufbauen, kann die Emotionen entschärfen oder ihnen regulierend entgegenwirken, er kann sie auch aufgreifen und bestätigen und dadurch beim Gesprächspartner Sympathien gewinnen.

Emotionen und Empfindungen aus der Mimik abzulesen ist nicht vergleichbar mit einer einfachen Übersetzung von Zeichen und Symbolen. Jede Emotion schlägt sich in der Regel in einem Zusammenspiel von verschiedenen Muskeln nieder und ist damit nicht 1:1 übertragbar. Es braucht eine besondere Sensibilität, um die verschiedenen Abläufe in der Mimik des anderen interpretieren zu können. Eine genaue Beobachtungsgabe, Menschenkenntnis und Erfahrungswerte sind wichtige Voraussetzungen für eine adäquate Interpretation.

Es gibt auch Krankheiten und Behinderungen, wie beispielsweise Autismus oder Gesichtsblindheit, die es manchen Menschen schwer bis unmöglich machen, die Gefühle ihrer Mitmenschen aus deren Gesichtern abzulesen. Das zu beherrschen, spricht für emotionale Intelligenz und hilft nicht nur in beruflichen Verhandlungen, sondern natürlich auch bei privaten Annäherungen. Wer die Gefühle des anderen kennt, hat damit auch immer eine gewisse Form von Macht.

Aufgepasst beim Deuten von Mimik!

Da sich die Mimik in kleinsten Nuancen des Gesichtes widerspiegelt, ist Vorsicht geboten beim Interpretieren dieser kleinen Veränderungen. Mit den Schlüssen, die man zieht, sollte man nicht zu leichtfertig umgehen. Es gibt schließlich auch mimische Veranlagungen, die im Gesicht vorhanden sind, aber nicht automatisch einen Gefühlszustand verkörpern – seien es zum Beispiel heruntergezogenen Mundwinkel oder Menschen mit Schlupflidern, deren Gesichtsausdruck oft als traurig interpretiert wird, obwohl dies nicht der Fall ist. Es fällt daher oft leichter, in Gesichtern von Menschen zu lesen, die man gut kennt. Dabei hat man nämlich die Vergleichswerte dazu, wie jemand aussieht, wenn er fröhlich ist oder schlecht gelaunt und kann so den aktuellen Gesichtsausdruck besser einordnen.

Vorsicht deshalb auch bei Menschen, die man nicht gut kennt, mit voreiligen Anmerkungen. „Heute siehst du aber müde aus.“ oder „Haben Sie schlecht geschlafen?“ Wenn die Antwort dann lautet: „So sehe ich immer aus“, ist das eher unangenehm. Eine gut gemeinte Aufmerksamkeit kann so nämlich leicht zu einer Beleidigung werden.

Wie man selber die Mimik einsetzt

Die Mimik sollte authentisch und natürlich wirken, deshalb ist von übertriebenem Mienenspiel gerade in Vorträgen und Konferenzen dringend abzuraten. Wer da versucht, wie ein Schauspieler Mimiken der Begeisterung, der Entrüstung oder des Erstaunens in seinen Vortrag einzubringen, wirkt meistens ziemlich künstlich. Die Umsetzung innerer Gefühlszustände auf das Gesicht geschieht normalerweise intuitiv und sollte nicht bewusst manipuliert werden. Man sollte jedoch darauf achten, dass einem die Gesichtszüge nicht entgleiten. Wenn einen auf einer Party ein Gespräch langweilt, will man sich zwar interessiert geben, um nicht unhöflich zu wirken, aber die Gesichtszüge spiegeln die Langeweile wider. Wenn man nicht möchte, dass diese Stimmung sich abzeichnet, dann kann man dem natürlich schon entgegenwirken, indem man einen interessierten Gesichtsausdruck aufsetzt.

Allgemein gilt eine positive Mimik natürlich als sympathischer als eine negative. Wer anderen Menschen mit einer Grundsympathie begegnet, einem Lächeln auf den Lippen anstatt einem kritisch-musternden Blick wird als offen und zugänglich wahrgenommen. Man beginnt ein Gespräch lieber mit einer scheinbar fröhlichen Person als mit einem missmutigen Trauerkloß. Es ist in der Gesellschaft Gang und Gebe, dass man sich eher als fröhlich-aufgeschlossene und starke Persönlichkeit verkauft, als dass man tatsächliche Sorgen und Beschwerden auf dem Gesicht aufleuchten lässt. Das heißt natürlich nicht, dass man gegenüber nahestehenden Verwandten und Bekannten nicht auch sein wahres Gesicht zeigen sollte oder darf. Nur mit einer Fassade durch die Gegend zu laufen, schützt zwar vor Übergriffen oder Überschreitungen der Privatsphäre gegenüber Unbekannten. Wem es aber nicht gelingt, eine solche Fassade abzulegen, wenn er sich in Privaträumen aufhält, der wird sehr bald in eine Art Starre verfallen, die wahrscheinlich auch nicht immer gut tut.

Ein Dauergrinsen auf dem Gesicht wirkt übrigens auch gekünstelt und unglaubwürdig, denn niemand ist ununterbrochen gut drauf. Personen, die ununterbrochen lächeln, wird daher oftmals aufgesetztes Verhalten unterstellt.

Einige Grundtypen der Mimik

Natürlich ist die Mimik individuell verschieden, dennoch gibt es einige Grundtypen der Mimik, die sich normalerweise ähnlich interpretieren lassen und hier kurz ausgeführt werden sollen.

Ein gesenkter Blick oder das Vermeiden von Blickkontakt signalisiert normalerweise ein eher geringes Interesse oder Unsicherheit. Augen, die suchend durch das Zimmer wandern können Unsicherheit oder Schüchternheit vermitteln, können aber auch Desinteresse oder gar Provokation ausdrücken.

Auch häufiges Blinzeln steht für Unsicherheit und Nervosität. Wer einen anderen schräg beäugt wirkt oft abschätzend, kritisierend. Durch diesen Blick wird oft auch bewusst Skepsis ausgedrückt. Wer seine Augenbrauen anhebt, wenn er einer Person begegnet, strahlt Sympathie für diese aus. Zudem kann das Augenbrauenheben auch Erstaunen und Interesse ausdrücken.

Wer den Blickkontakt während einem Gespräch aufrechterhält, fordert das Gegenüber damit dazu auf, weiter zu sprechen. Offenbar hegt er Interesse für das Gesagte. 

  • Ein übertriebenes Lächeln, bei dem alle Zähne sichtbar sind, wird als künstlich und oberflächlich empfunden.

  • Ein gequältes kaum sichtbares Lächeln hingegen vermittelt auch oft eine ironische, überhebliche oder bemühte Haltung, kann aber auch Zeichen für Unsicherheit sein.

  • Ein zu einer Seite angehobener Mundwinkel suggeriert eine überhebliche, manchmal sogar zynische Haltung gegenüber dem Gesagten.

  • Ein ständig geöffneter Mund wird als unkontrolliert oder unverhohlen neugierig wahrgenommen. Er ist daher dringend zu vermeiden.

  • Ein zusammengepresster Mund signalisiert wiederum den Wunsch nach Distanz oder Unzufriedenheit.

Arbeit an der Mimik

Ganz schön viele Regeln, die es also zu beherrschen gilt, wenn man die eigene Mimik kontrollieren möchte. Möglichkeiten an der Mimik zu arbeiten, ergeben sich, wenn man einmal vor dem Spiegel betrachtet, wie man beim Sprechen wirkt oder welche Signale das eigene Lächeln aussenden. Gut ist es auch, wenn man sich dabei aufzeichnet oder zumindest fotografiert, denn aus der Distanz betrachtet lässt sich die eigene Wirkung besser beurteilen. Gleichzeitig findet man beispielsweise im Internet oder im Kosmetikstudio Schminktipps, die für einen wacheren Gesichtsausdruck sorgen. Schließlich kann man auch vor dem Vortrag einige Lockerungsübungen machen, damit sich die Gesichtsmuskeln, gerade im Mundbereich lockern und der Gesichtsausdruck entspannt wirkt. Allgemein hat es wohl wenig Sinn, sich die verschiedenen Ausdrücke im Gesicht anzutrainieren, denn wie bereits beschrieben, erscheint die Übertragung als intuitiver Prozess. Man sollte nur vor allem ein Bewusstsein dafür entwickeln, wann man versucht, seine wahren Emotionen zu verstecken und ob einem dies authentisch gelingt und in welchen Situationen man auch wirklich zu seiner Innenwelt stehen kann.