Praktikum im Ausland: Erfahrungsbericht einer Studierenden

04.12.2021

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Author: Redaktion
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Marias Auslandspraktikum in Brasilien

Samba, Karneval und Fußball - Das kommt den meisten Deutschen zuerst in den Sinn, wenn sie an Brasilien denken. Doch das südamerikanische Land hat einiges mehr zu bieten, jenseits von den gängigen Klischees und Vorurteilen. Die deutsche Studentin Maria W. war für ein Auslandspraktikum drei Monate in Brasilien unterwegs. Jobmensa hat sie einen persönlichen Einblick in ihre Erlebnisse gegeben, die nicht nur positiv waren.

Jobmensa: Warum bist du für ein Praktikum ins Ausland gegangen?

Maria: Ich habe mich für ein Praktikum im Ausland entschieden, da ich noch nie längerfristig im Ausland war und ich dachte, dass es nun einfach an der Zeit sei, meinen Horizont auch dahingehend zu erweitern. Natürlich wollte ich auch eine andere Kultur tiefgründiger kennen lernen und mir ein eigenes Bild über das Land und die Leute machen.

Jobmensa: Und warum hast du dich dann ausgerechnet für Brasilien entschieden?

Maria: Als ich mich für das Praktikum in Brasilien entschied, hatte ich bereits angefangen Portugiesisch zu lernen. Ich wollte also auch meine Sprachkenntnisse verbessern. In erster Linie ging es mir aber darum, dass ich noch nie in Südamerika war und ich schon seit Jugendjahren von der brasilianischen Lebensweise fasziniert war. Das liegt wohl auch daran, dass ich mit Brasilien Musik und Tanz verbinde und ich selbst lange Zeit getanzt habe. Durch mein zweites Hauptfach, Politikwissenschaften, habe ich außerdem ein großes Interesse an zivilgesellschaftlicher Arbeit und ich dachte, dass es in Brasilien viele Organisationen in diesem Bereich gibt, die auch immer auf Hilfe angewiesen sind.

Jobmensa: Wie schwer war es denn für dich, ein ansprechendes Praktikum im Ausland zu finden?

Maria: Meine Suche gestaltete sich recht unkompliziert. Über die Studierendenorganisation AIESEC habe ich innerhalb von wenigen Wochen ein Praktikum gefunden. Dafür musste ich lediglich ein Vorab-Gespräch mit meinem Ansprechpartner in Deutschland führen. Danach konnte ich meinen Lebenslauf auf der AIESEC-Webseite hochstellen und mit der Suche beginnen. In den ersten Tagen schrieb ich vielleicht fünf Bewerbungen und innerhalb einer Woche hatte ich eine Zusage.

Jobmensa: Das ging aber wirklich schnell bei dir. Wo genau hast du denn dein Auslandspraktikum absolviert?

Maria: Ich war bei einer Nichtregierungsorganisation in Volta Redonda angestellt. Die Stadt befindet sich im Bundesstaat Rio, an der Ostküste Brasiliens. Die NGO, bei der ich gearbeitet habe, kümmert sich um die Versorgung von Kleinkindern und stellt einen Kindergarten für Ein- bis Sechsjährige. Ich war für den Bereich Marketing zuständig und habe mich darum bemüht, die Organisation bekannter zu machen. Dafür veranstalteten wir einige Events wie ein Sommerfest, gestalteten Flyer und erstellten eine Webseite. Auch der Facebook-Auftritt wurde von mir gepflegt.

Jobmensa: Sehr spannend. In welcher Sprache habt ihr denn miteinander kommuniziert?

Maria: Alle Mitarbeiter haben ausschließlich Portugiesisch gesprochen. Da meine Kenntnisse darin aber noch nicht so gut waren, war die Kommunikation nicht immer so leicht. Einer Mitarbeiterin konnte ich sogar helfen, ihr Englischwissen aufzufrischen. Mit der Zeit wurde mein Portugiesisch aber auch besser und ich konnte mein Gegenüber, auch wenn es schnell sprach, gut verstehen. Meine Antworten beschränkten sich aber trotzdem noch auf kleinere Sätze und einzelne Wörter.

Jobmensa: Wo hast du eigentlich gewohnt?

Maria: Ich habe bei einer Gastfamilie gewohnt. Die jüngste Tochter hat sich für AIESEC in Volta Redonda engagiert und konnte ihre Mutter überreden, einen Gast aufzunehmen. Die Familie war für brasilianische Verhältnisse vergleichsweise wohlhabend und stellte mir ein eigenes Zimmer zur Verfügung. Außerdem konnte ich kostenlos bei ihnen wohnen und essen.

Jobmensa: Dann gab es wohl keine Probleme mit den Finanzen.

Maria: Den hin- und Rückflug habe ich selbst bezahlt. Und auch für Ausflüge, Reisen und andere Dinge zwischendurch musste ich selbst aufkommen. Da ich in Deutschland etwas Geld angespart hatte, war die Finanzierung kein Problem.

Jobmensa: Also hast du ein unentgeltliches Praktikum absolviert?

Maria: Ja, ich habe für mein Praktikum keinen Lohn erhalten. Dadurch konnte ich auch ohne Visum nach Brasilien einreisen. Offiziell bin ich mit Touristenstatus eingereist, um Freiwilligenarbeit zu verrichten. Bei einem längeren Aufenthalt von drei Monaten hätte ich aber ein Visum benötigt.

Jobmensa: Welche unvergesslichen Momente konntest du während deines Auslandspraktikums gesammelt?

Maria: Mein Praktikum hat mir einen tiefen Einblick in die brasilianische Gesellschaft ermöglicht und gezeigt, wie gut ein Sozialsystem wie in Deutschland eigentlich ist. Für mich persönlich habe ich relativ viel mitgenommen. Unvergesslich waren aber viele Dinge, die mir außerhalb meiner Praktikumsstelle passiert sind. Bei einer Reise ins Pantanal beispielweise konnte ich einmal komplett abschalten und einfach nur die Natur genießen. So etwas kenne ich von Zuhause einfach nicht, denn alles ist irgendwie immer stressig. Doch dort hat die Zeit keine Rolle gespielt und jeder war einfach wahnsinnig nett zueinander.

Jobmensa: Das klingt ja alles so positiv. Gab es denn bis auf die anfänglichen Sprachprobleme noch andere Schwierigkeiten?

Maria: Natürlich stellte die alltägliche Kommunikation auch hin und wieder ein Problem dar. Zwar sind die Mimiken und Gestiken ähnlich denen in Deutschland, doch es gibt einige entscheidende Unterschiede. Auch die Menschen gehen etwas offensiver aufeinander zu und fragen ständig, woher du kommst. Das kann auf Dauer schon sehr anstrengend sein. Mir ist außerdem aufgefallen, dass ich nur schwer damit klarkomme, andere Menschen auf der Straße leben zu sehen. Ebenso wurde mir immer gesagt, dass ich aufpassen soll, wann ich wohin gehe, da die Kriminalität sehr hoch ist. Kontakt habe ich damit zum Glück nicht gehabt.

Jobmensa: Würdest du denn noch einmal nach Brasilien zurückkehren?

Maria: Definitiv ja, denn ich möchte meine Portugiesisch-Kenntnisse weiter verbessern und einmal den brasilianischen Karneval live erleben.

Jobmensa: Danke für das Interview, Maria.

Maria: Ich danke auch.