Uni oder FH: So findest du die passende Hochschulform für dich

08.06.2023

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Author: Redaktion
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Studentin überlegt

Uni oder FH: wohin nach dem Abi?

Du hast dein Abi in der Tasche und jetzt willst du studieren? Gut! Aber auch mit vielen Fragen verbunden: Was willst du studieren? Wie stellst du dir dein Studium vor? Und, vor allem auch, wo willst du studieren? Dass sich das „Wo“ nicht nur auf den Ort bezieht, erklären wir euch in diesem Artikel. Denn es macht einen Unterschied, ob man sich für eine Universität entscheidet oder für eine Fachhochschule. Denn: Die beiden Typen sind sehr verschieden – nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Fächerwahl oder Lernmethoden. Und, ganz klar: Gerade nach dem Abitur, vor Beginn des Studiums ist man mit vielen herausfordernden Entscheidungen konfrontiert, die man selbst noch gar nicht richtig einordnen kann. Um euch eine bessere Orientierung zu geben, stellen wir euch hier die beiden Hochschulformen Universität und Hochschule der angewandten Wissenschaften (HAW; engl: University of Applied Sciences) ausführlich vor. Im Zuge dessen erklären wir natürlich die Vor- und Nachteile und sagen, worauf ihr achten solltet. Damit euch das Studium auch Spaß macht!

FH oder Uni? Studieren ist nicht gleich Studieren

Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts ist rund die Hälfte der heutigen Studierenden an Fachhochschulen eingeschrieben. Zugleich stellen sich viele angehende Student*innen die Frage: Universität und Fachhochschule – wo studiert es sich eigentlich besser? Damals, vor der Bologna-Reform, konnte man dies auf eine relativ simple Formel herunterbrechen: Die FH ist etwas für Praktiker. An die Uni gehen die Leute, die es gern theoretisch mögen. Und: Wer die Fachhochschule als Diplom-Ingenieur abschließt, muss dahinter ein „(FH)“ tragen und wird weniger verdienen, als der universitäre Dipl.-Ing., der auf der Karriereleiter immer ein Stück weiter oben steht.

Aber dieses Bild hat sich längst stark gewandelt. Immerhin liegt Bologna nun schon 20 Jahre zurück! Throwback – im Anschluss an die Bologna-Reform 1999 und somit die Einführung der einheitlichen Abschlüsse Bachelor und Master verschwammen die Grenzen zwischen Uni und FH. Seitdem ist es unerheblich, ob du den Bachelor an der FH oder Uni erwirbst – bei Eignung qualifiziert er zum Masterstudium und dieses dann wiederum zur Promotion. Letztere ist allerdings, bis auf wenige Ausnahmen (und dann fast immer in Zusammenarbeit mit einer Uni), nur an der Universität möglich.

Weitere Unterschiede der Hochschulformen im Überblick:

  • Die Ausrichtung zwischen Theorie und Praxis ist zwar nicht mehr so groß, jedoch nach wie vor vorhanden.

  • In puncto Lehrpläne: tendenziell freiere Lehrplangestaltung auf Uni-Seite vs. eher fixer Stundenplan an den Fachhochschulen.

  • An der FH ist man spezialisierter auf ein Berufsbild. An der Universität hingegen stellt man sich in der Regel ziemlich breit auf.

  • Geld und Karriere schienen einmal nach den Hochschulformen einteilbar. Derart klar ist es nicht mehr. 

Einige Entscheidungshilfen

Mehr Theorie (Uni) oder mehr Praxis (FH)

Ursprünglich waren die Fachhochschulen vor allem Orte der angewandten Lehre, legten also einen geringeren Schwerpunkt auf die theoretische Forschung, sondern tendierten eher in Richtung Ausbildung. Dies hat sich insofern geändert, als dass auch die FHs erkannt haben, dass es großen Bedarf an eigener Forschung gibt. Dies geschieht durch staatliche Programme, häufig kommt es jedoch auch vor, dass FHs von Unternehmen unterstützt werden bzw. von diesen mit einer konkreten Fragestellung  kontaktiert werden. Dass wiederum die Praxis aber an den Unis nicht zu kurz kommt, zeigt sich daran, dass in universitären Lehrplänen Berufspraktika, teilweise im Ausland, mittlerweile ebenso gang und gäbe sind.

FH-Stundenplan vs. eigener Lehrplan an der Universität

In diesem Fall muss man ganz deutlich in sich hineinhören. Wer die Schule hinter sich hat, wird keinen allzu großen Unterschied zwischen Oberstufe und den ersten Semestern an der FH erkennen. Die Hochschule regelt den Stundenplan und bestimmt auch bis auf kleine Ausnahmen die Fächer. Dies ist an der Uni anders. Hier hat man oftmals mehrere Wahlmöglichkeiten und kann sich seine Fächerkombination mit den entsprechenden Zeiten zusammenbauen. Was bei beiden am Ende zählt, sind die erreichten Leistungsziele, zumeinst in Form der sogenannten ECTS-Punkte (ECTS: European Credit Transfer and Accumulation System). Was irgendwie sympathisch klingt, kann am Anfang aber auch ganz schön überfordern. An der Uni kann man häufig keine besondere Hilfe bei der Erstellung der Lehrpläne erwarten. Hier ist viel Eigeninitiative und nicht selten ein gutes Stück Frustrationstoleranz gefordert, denn nicht alle Kombinationen sind realisierbar. Schwierig: Wenn man aufgrund von Überschneidungen einen Kurs nicht belegen kann, muss man im schlimmsten Fall ein Semester anhängen. Dieses Problem hat man an der FH tendenziell weniger. Hier sind die Lernziele quasi „von oben“ vorgegeben und jeder hat sich daran zu halten. Was man ebenfalls beachten muss: Der Bachelor an den Unis ist meistens auf sechs Semester ausgelegt, der an den FH auf sechs bis acht. Viel Zeit zum Bummeln hat man an der Uni entgegen der landläufigen Meinung also nicht – ganz im Gegenteil.

Eindeutiges Berufsbild oder breites „Uni-versal“-Wissen

Studiengänge an FHs zielen eher auf einen einzelnen Berufszweig ab als Fächer an der Uni. Wer also schon am Anfang ganz genau weiß, wo er hin will, der wird an einer FH eine gute Ausbildung in diese entsprechende Richtung finden – natürlich nur, sofern es einen passenden Studiengang für den angestrebten Beruf gibt. An der Uni ist das etwas anders. Wer BWL studiert, der kann hinterher im Vertrieb arbeiten, im Marketing, Groß- und Außenhandel oder auch in einem ganz anderen Bereich der Wirtschaft. Das Gleiche gilt für die Geisteswissenschaften im Hinblick auf die Lehrerausbildung und breite Spektum der Medien. Dieses Wissen ist hilfreich, wenn man einen Überblick über ein Fach bekommen möchte und sich vielleicht noch nicht vollends darüber im Klaren ist, ob das jeweilige Gebiet das richige ist. In diesem Fall kann man sich ausprobieren und hat dann über eine Spezialisierung die Möglichkeit, in die Tiefe zu gehen.

Geld und Karriere – was ist besser: Uni oder FH?

Von Seiten der FHs wird oft gesagt, dass es wegen des Fachkräftemangels heutzutage keinen Unterschied mehr macht, ob ein Absolvent von der Uni oder von der FH kommt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Personalberater, die diese These untermauern. Aber es existieren auch gegenteilige Meinungen. Schaut man sich die Lebensläufe der DAX-Vorstände an, so wird deutlich, dass fast alle eine Universitätslaufbahn absolviert haben; oftmals inklusive Promotion. Dies allein an der Hochschulform zu fixieren, greift jedoch zu kurz. Es ist eher so, dass Topverdiener zum Beispiel im MINT-Bereich zu finden sind – unabhängig von einem Uni- oder FH-Abschluss. Solltet ihr deshalb unbedingt Fächer wie Mathematik, Informatik, BiologieChemiePhysik, Maschinenbau, Jura oder Medizin belegen? Klares Nein: Natürlich sind die beruflichen Perspektiven wichtig – aber noch viel wichtiger sind eure persönlichen Talente und Wünsche.

Fazit

  • Am Anfang den Überblick zu behalten ist gar nicht einfach. Studieren ist erstmal Neuland, egal ob an der Universität oder der FH. Jeder sollte für sich den passenden Weg herausfinden.

  • Wer Richtung Praxis tendiert, kein Problem mit fixen Strukturen hat und schon relativ genau weiß, was er will, der könnte eine FH eher in Betracht ziehen. Wer hingegen noch nicht  genau weiß, wohin die Reise gehen soll und vor der Spezialisierung mehr ausprobieren möchte, der ist tendenziell an der Uni besser aufgehoben.

  • Unterm Strich gilt es jedoch immer, eigene Erfahrungen zu machen. Und ganz ehrlich: Ein Semester Testphase hilft bei der Orientierung und zeigt nicht selten ungeahnte Möglichkeiten und Talente auf. jobmensa wünsche dir viel Erfolg beim Fahrplan finden!