Welches Studium passt zu mir? So triffst du die richtige Wahl!

22.06.2023

RatgeberStudienfächerStudiumUniWahl der Hochschule
Author: Redaktion
Autor*inRedaktion
Mädchen sitzt mit Laptop und Block auf dem Bett

1. Erst mal orientieren!

Du kannst stolz auf dich sein! Du hältst das Zeugnis der allgemeinen bzw. fachgebundenen Hochschulreife oder der Fachhochschulreife endlich in den Händen. Angenommen, du gehörst zu den ca. 500.000 Schulabsolvent*innen, die sich dafür entschieden haben, im Anschluss an das Abitur ein Studium anzufangen. So weit, so gut. Den Meisten fällt die Entscheidung im Dschungel der Optionen und Möglichkeiten schwer. Die Studien- und Berufswahl ist ein komplexer Prozess. Selbst wenn du bereits weißt, was du studieren oder welchen Beruf du später ausüben willst, gibt es eine Vielzahl von Aspekten und Fragen, die bedacht und beantwortet werden müssen.

2. Die richtige Entscheidung treffen

Aus einer Richtung kommt die Nachricht, Ingenieur*innen werden überall gesucht. Aus einer anderen rufen die Eltern, ein Jurastudium sei „etwas Sicheres“. Gleichzeitig hört man von einem Aussteiger im Freundeskreis, der ein Urlaubssemester genommen hat und seine Fotos aus Neuseeland auf Instagram postet – Bilder, die allen zeigen sollen, wie schön es ist, einfach dem Wunsch nach Freiheit zu folgen.

Während wir darum ringen, was wir selbst aus freien Stücken tun wollen, wirken auf uns vielfältige Einflüsse von außen – und der Konflikt zwischen Sicherheit und Freiheit holt uns früher oder später ein.

Soll mir mein Studienfach eine gute Zeit versprechen oder einen guten Job? Ziehe ich mit meinem Freund zusammen oder mache ich ein Auslandsemester? Praktikum oder Südamerikareise?

In der Zeit zwischen Abitur und Uni-Abschluss trifft man innerhalb kurzer Zeit so viele wichtige Entscheidungen wie in kaum einer anderen Lebensphase. Und fast alle der vielen Möglichkeiten könnten mit einem Aufkleber versehen werden: „Freiheit“ oder „Sicherheit“.

Das Problem ist jedoch: Die Aufkleber „Freiheit“ und „Sicherheit“ führen in die Irre. Statt Orientierung zu bieten, schaffen sie einen Mythos, der mit der Realität oft wenig zu tun hat. Der Mythos Sicherheit geht so: „Entscheide dich für etwas Solides und deine Zukunft ist sicher und sorgenfrei“. Das Bedürfnis nach Sicherheit hat sich unter anderem weit verbreitet, da sich alte Regeln aufgelöst haben. Früher ließ sich jede*r in eine Gruppe einordnen, die Handwerker*innen etwa in ihre jeweilige Zunft, über die sie sich auch privat definierten. Heute gehört jede*r einer Vielzahl von Gruppen an – aber keine deckt die Identität vollständig ab. Die Individualisierung hat dazu geführt, dass man weniger Möglichkeiten hat, sich an festen Mustern zu orientieren. Da erscheint es erst einmal konsequent, auf Sicherheit zu setzen.

Die Statistik gibt Hinweise, was sicher sein soll, etwa wenn es um die Studien- und Berufswahl geht: Es gibt viel mehr offene Stellen für Ingenieur*innen als für Germanist*innen. Eine Statistik spricht aber in Wahrscheinlichkeiten, sie gibt keine Garantien. Mit etwas Abstand betrachtet ist es absurd, das Leben nach Wahrscheinlichkeiten auszurichten. Schließlich ist das Leben so komplex, dass sich wenig vorhersagen lässt. Setzt man mit Anfang 20 alles auf Sicherheit, geht man vermutlich ein großes Risiko ein. Das Studium und die Zeit kurz nach dem Abschluss bietet die beste Gelegenheit, ohne Kompromisse dem zu folgen, was man möchte – und überhaupt herauszufinden, was man eigentlich will. Je älter man wird, desto schwieriger lässt sich diese Phase nachholen. Denn die Verpflichtungen und auch das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontinuität steigt im Alter stark an. Alles in allem ist Sicherheit wenig wert, wenn einen die Unzufriedenheit nicht schlafen lässt.

Aber auch Freiheit hat ihren Preis. Die selbstbestimmte Art zu arbeiten fordert Tribut: Sie frisst sich in die Freizeit. Man ist immer irgendwie bei der Arbeit, hat keinen Feierabend, kein Wochenende, keinen festen Urlaub. Einige freischaffende Kreative können kaum die Miete bezahlen. Hinter dem Ideal der Selbstverwirklichung steckt oft auch ein Selbstbetrug. Viele der Selbstständigen in diesem Feld nehmen jeden Auftrag an, den sie kriegen können. So verkehrt sich die Freiheit in ihr Gegenteil: Wer von Projekt zu Projekt lebt, macht sich abhängig vom nächsten Auftraggeber. Selbstbestimmt zu arbeiten ist dann nur eingeschränkt möglich. Mit einem Nine-to-Five-Job hingegen hat man keine Existenzsorgen – und den Kopf frei. Oft ist Sicherheit auch die Voraussetzung für Freiheit.

Dasselbe Lebenskonzept kann für den oder die eine/n zum Ideal und für den oder die andere/n zum Albtraum werden. Worauf kommt es denn nun an, um gute Entscheidungen zu treffen? Was bleibt noch als Orientierung, wenn die Labels “Sicherheit“ und „Freiheit“ so mehrdeutig sind?

Die Antwort ist: Ein klarer Kopf. Wer sich bewusst macht, was ihn oder sie beeinflusst, wer die Grundlage seines Handelns kennt, trifft eher die richtige Entscheidung. Natürlich ist es nicht immer leicht, die eigenen Bedürfnisse  herauszufinden. Wenn man überlegt, ob man etwas Bestimmtes tun will, sollte man sich fragen: „Würde ich es deshalb tun, weil es mir nützt oder vor anderen besser aussieht, oder tue ich es um der Sache selbst willen? Würde ich auch dann dafür eintreten, wenn es mit persönlichen Opfern verbunden wäre?“ Nur bei solchen Entscheidungen, die man aus Liebe zur Sache selbst trifft, ist man wirklich frei.

Die größte Gefahr für die eigene Zufriedenheit ist es, sich selbst zu belügen. Letztlich kommt es auf einen individuellen Cocktail aus Freiheit und Sicherheit an. Die richtige Entscheidung dabei ist diejenige, die man selbst trifft. Je weniger man sich dabei reinpfuschen lässt, desto besser.

3. Entscheidungsvorbereitung

Wie du dich auch entscheidest, versuche in deinem Entscheidungsprozess das Für und Wider der Alternativen möglichst realistisch abzuwägen. So gerne man es auch hätte: Die Frage nach dem passenden Studium klärt sich meist nicht in ein, zwei Tagen. In diesem Prozess sind viele Aspekte zu berücksichtigen und das benötigt Zeit, die du dir nehmen solltest. Kurzfristig und überhastet getroffene Entscheidungen haben dabei selten Bestand – schließlich entscheidest du dich nicht zwischen Cola und Apfelsaft. Spätestens in der vorletzten Klasse solltest du dich also mit folgenden Fragen intensiv beschäftigen:

  • Was interessiert mich?

  • Wo liegen meine Stärken – und was kann ich nicht so gut?

  • Wie stelle ich mir meine berufliche Zukunft vor?

  • Welche Ausbildungswege gibt es dafür?

  • Falls sich der Weg zum Traumberuf nicht verwirklichen lässt:
 Welche Alternativen existieren dazu?

Außerdem solltest du folgende Schritte auf deine To-do-Liste setzen:

  • Dem Berufsinformationszentrum (BiZ) deiner örtlichen Agentur für Arbeit einen Besuch abstatten

  • Tage der Offenen Tür an Hochschulen und in Ausbildungsbetrieben nutzen

  • Einen Termin bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit bzw. bei der Studienberatung an einer Hochschule vereinbaren oder die Sprechstunde besuchen

  • Sich um eine Stelle für ein Ferienpraktikum im späteren Berufsfeld bewerben

  • Kontakt zu möglichen Hochschulen aufnehmen und Infos über Zulassungsvoraussetzungen, evtl. Aufnahmeprüfungen und Bewerbungstermine beschaffen

  • Persönlichen Fahrplan mit allen Schritten und Terminen für die Zeit bis zum Studienbeginn aufstellen und schriftlich festhalten

4. Entscheidungshilfen

Selbsteinschätzung

Die Suche nach einem passenden Studium beginnt bei einem selbst. Ohne schon an bestimmte Fächer oder Berufe zu denken, sollte man erst einmal die eigenen Interessen und Fähigkeiten aufschreiben. Dazu kann Schwimmen und Lesen ebenso gehören wie das Herumbasteln am Fahrrad oder das Bloggen. Folgende Fragen helfen bei der Selbsteinschätzung:

  • Was tue ich gern? Was sind meine Hobbys? Was interessiert mich?

  • Was kann ich besonders gut?

  • Was liegt mir gar nicht?

  • Welche Eigenschaften zeichnen mich aus? Bin ich kreativ, selbstständig, kann ich logisch denken?

  • Was sind meine Ziele – fürs Studium und ganz allgemein?

  • Was möchte ich gerne erleben?

Fremdeinschätzung

Menschen, die einem nahestehen, kann man um eine Einschätzung der eigenen Stärken bitten. Dabei können ungeahnte Eigenschaften und Talente ans Licht kommen. Vielleicht erinnern sich die Freunde, dass man bei der Organisation der Schulparty alles im Griff hatte. Oder die Eltern wissen, dass man schon als Kind bei Streitereien vermittelte. Außerdem kann man Familie oder Freund*innen bitten, Berufe, die sie sich für einen vorstellen können, zu notieren. Mit folgenden Fragen kann man sich am Schluss auseinandersetzen:

  • Stimmen Selbst- und Fremdeinschätzung überein oder unterscheiden sie sich (wenn ja, in welchen Punkten)?

  • Kommen bestimmte Eigenschaften, Talente und Interessen besonders häufig vor?

  • Haben mich einige Fremdeinschätzungen besonders überrascht?

  • Welche Fähigkeiten möchte ich gerne mit meinem Studium und Beruf verbinden? Was kann ich ausschließen?

  • Kenne ich bereits Studienfächer, die zu mir und meinen Neigungen passen könnten?

  • Welche Informationen fehlen mir für die Studien- und Berufswahl?

Berufsinformationszentrum (BiZ)

Wie der Name schon verrät, vermittelt das BiZ in zahlreichen Broschüren und Büchern Informationen zu allen Berufen und Ausbildungen bzw. Studiengängen. Hilfreich sind z. B. die Infomappen, die einen Überblick über die beruflichen Möglichkeiten nach einem Studium bieten. Dadurch bekommst du einen ersten Eindruck und sicher auch neue Anregungen.

An den Bewerbungs-PCs kannst du zudem professionelle Bewerbungsunterlagen erstellen. Bei Fragen hilft das BiZ-Personal gerne weiter.

Im BiZ finden außerdem regelmäßig Informationsveranstaltungen statt. Das BiZ kann kostenlos und ohne Voranmeldung genutzt werden.

Studien- und Ausbildungsmessen

Auf Studien- und Ausbildungsmessen hast du die Möglichkeit, dir an einem einzigen Tag Angebote von ganz verschiedenen Unis und Unternehmen anzusehen. Das spart Zeit und unnötige Wege, denn du verbringst nicht einen ganzen Tag in einer Firma oder fährst raus zur Hochschule – und kannst sie trotzdem direkt miteinander vergleichen. Weil es unmöglich ist, alle Aussteller auf so einer Messe abzuklappern, solltest du dir einen Plan mit Stationen machen, die zu deiner angestrebten Branche passen. Bei denjenigen, die die passenden Studiengänge oder dualen Studiengänge anbieten, kannst du dann ganz individuelle Fragen loswerden. Oft sind an den Ständen auch Student*innen und Azubis, die ganz konkret von ihrem Studium erzählen können. Auf manchen Studien- und Ausbildungsmessen gibt es außerdem allgemeine Orientierungsangebote und eine ganz individuelle Berufsberatung, Stände, an denen man seine Bewerbungsunterlagen von Profis checken und Bewerbungsfotos schießen lassen kann oder einen Berufsparcours, in dem sich verschiedene Berufe ausprobieren lassen.

Berufsberatung der Agenturen für Arbeit

Wie soll ich die ganzen Infos im Hinblick auf meine Vorstellungen einordnen und bewerten? Vieles klingt interessant – doch welche Berufe passen wirklich zu mir? Bei diesen und anderen Fragen kann persönliche Beratung eine große Hilfe sein.

Neben der Beratung durch das Lehrpersonal an den Schulen findest du professionelle Unterstützung bei der Berufsberatung der Agenturen für Arbeit. Ihr Angebot reicht von Informationsveranstaltungen zu den Themen Berufswahl, Berufe und Berufsbereiche, Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten sowie Arbeitsmarkt.

In einer persönlichen Beratung kannst du die Voraussetzungen für eine überlegte Entscheidung besprechen, die Vor- und Nachteile der einzelnen Entscheidungsalternativen in Ruhe diskutieren und Zusammenhänge zwischen der Wahl der Ausbildung und den späteren beruflichen Beschäftigungschancen erörtern.

Studienberatungsstellen

An fast allen Hochschulen sind zentrale Studienberatungsstellen eingerichtet, die über allgemeine Fragen zum Studium informieren. Hier kannst du dich u.a. über Studienangebot und Studienvoraussetzungen, Zulassungsbeschränkungen und Bewerbungsverfahren, Studienverlauf, mögliche Fächerkombinationen, Prüfungsbestimmungen, besondere Einschreibevoraussetzungen oder Besonderheiten der jeweiligen Hochschulen detailliert informieren und beraten lassen.

Eine studienfachbezogene Beratung führen i.d.R. die einzelnen Fachbereiche der Hochschulen durch. An einigen Hochschulen ist bereits die Studienberatung per E-Mail oder Chat möglich.

Private Studienberatung

Als alternative Entscheidungshilfe im Rahmen der Studienorientierung bzw. Studienwahl hat sich in den letzten Jahren die private Berufs- und Studienberatung für Abiturient*innen und Studienabbrecher*innen etabliert. Diese professionelle Beratung ist sicher die umfassendste Beratungsform und am zielführendsten für Jugendliche. Bei professionellen, seriösen Anbietern werden mehrdimensionale Testverfahren und Übungen zu den Themenbereichen Persönlichkeit, Interessen und Begabungen sowie ausführliche Gespräche durchgeführt.   Das Ergebnis ist ein profundes Gutachten mit ausführlichem Persönlichkeits- Interessen- und Begabungsprofil. Darüber hinaus werden konkrete Studiengänge vorgestellt und es besteht die Möglichkeit die Ergebnisse des Verfahrens in einem persönlichen Feedbackgespräch gemeinsam mit dem oder der Berater*in zu erläutern. Auch Wochen bzw. Monate nach der Beratung kann man immer noch den Kontakt zu den Berater*innen halten, um weitere Hilfestellung zu bekommen. Im Gegensatz zu den Angeboten an Hochschulen und Online-Assessments stellt diese Version sicher diejenige dar, die am neutralsten und umfassendsten, aber auch am teuersten ist.

Self-Assessments und Orientierungstests

Eine weitere Form der Studienorientierung bieten Self-Assessments, die online durchgeführt werden. Im Unterschied zu Assessment-Centern, die aus Bewerbungsverfahren bekannt sind, testet man beim Online-Self-Assessment selbst die Eignung für einen Studiengang. Dabei werden anhand von internetgestützten Übungen unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale nach eignungsdiagnostischen Kriterien überprüft. Studieninteressierte bekommen auf diese Weise einen Vorgeschmack auf das, was sie im Studium erwartet und können anhand der Testergebnisse (die nur ihnen bekannt sind) besser einschätzen, ob ein Studienfach zu ihnen passt oder nicht.

Diese Testform muss von fachbezogenen Auswahltests der Hochschulen unterschieden werden, die im Zusammenhang mit der Bewerberauswahl durchgeführt werden.

Praktika

Sowohl für angehende Azubis als auch für Studierende kann es sinnvoll sein, gegen Ende der Schulzeit in einem Betrieb der angestrebten Branche ein "Schnupperpraktikum" zu machen. So kannst du nicht nur prüfen, ob das angestrebte Berufsziel wirklich deinen Vorstellungen entspricht, sondern auch gleich erste Kontakte für den Berufseinstieg knüpfen.

Infotage und „Schnupperstudium“

An fast allen Hochschulen werden regelmäßig Studieninformationstage durchgeführt. Hier erfährst du mehr über die Hochschule und das Studienangebot, kannst dir den Fachbereich genauer ansehen sowie mit Lehrenden und Studierenden ins Gespräch kommen. Nicht selten kann man auch ganz praktische Erfahrungen sammeln und z. B. in einem „Schüler-Labor“ eigene Experimente durchführen.

Ein weiteres Angebot ist das Schnupperstudium. Dabei kannst du bereits während der Schulzeit an regulären Lehrveranstaltungen einer Hochschule teilnehmen und so in eigener Erfahrung testen, ob das Studienfach auch tatsächlich deinen eigenen Vorstellungen entspricht.

5. Arbeitsmarkt und Beschäftigungschancen

In welchem Maße die eigenen Interessen und Fähigkeiten bzw. die Chancen am Arbeitsmarkt Einfluss auf die Entscheidung für ein Studienfach haben sollten – dafür gibt es leider kein Patentrezept. Fest steht allerdings, dass sich viele junge Menschen bei der Studien- und Berufswahl folgende oder ähnliche Fragen stellen:

  • Ich interessiere mich für Germanistik. Was kann ich nach dem Studium damit beruflich anfangen?

  • Mich interessiert alles, was mit Design und kreativer Arbeit zu tun hat. Aber werde ich damit jemals einen Job finden, wäre vielleicht nicht eine Lehre besser?

  • Ich finde Betriebswirtschaft oder Kommunikationswissenschaft spannend. Aber gibt es inzwischen nicht viel zu viele Betriebswirte und Journalist*innen? Mit welchen Schwerpunkten könnte ich bei künftigen Arbeit- oder Auftraggebern trotzdem Aussichten haben?

  • In diesem Spannungsfeld kommen sogar manchmal generelle Zweifel auf: „Lohnt sich Studieren überhaupt?“ Die Antwort lautet: JA.

Ein Grund dafür sind neben dem steigenden Bedarf an Akademiker*innen u.a. die überfachlichen Qualifikationen, die du in einem Studium erwerben kannst und die dir berufliche Einsatzfelder über die Grenzen der Fachdisziplin hinaus eröffnen. Dies vermindert das Risiko, arbeitslos zu werden, erheblich. Gute Neuigkeiten sind auch: Mit der Wahl des Studienfachs hast du noch keine endgültige Berufswahl getroffen. Das gilt in unterschiedlichem Maße für fast alle Studienfächer.

Das individuelle Interesse an einem Fach und die eigenen Neigungen bilden weiterhin die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium und einen gelungenen Berufseinstieg. Die Vorhersagen über ein Akademiker*innenüberangebot oder einen -mangel in manchen Branchen und Berufen sollte nicht unterbewertet werden.

Dennoch können Ergebnisse der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung dazu genutzt werden, die Rationalität deiner Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Ausbildung zu erhöhen.

Der Arbeitsmarkt für Akademiker*innen

Auch wenn niemand verlässliche Prognosen über die späteren beruflichen Chancen und Risiken treffen kann, so sprechen die langfristigen Entwicklungen und Trends des Arbeitsmarktes für die Option Studium.

Trend zur Höherqualifizierung

Bereits über viele Jahre hinweg lässt sich eine zunehmende Akademisierung der Erwerbstätigen beobachten. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Akademiker*innen ist nach Daten der Bundesagentur für Arbeit in den vergangenen zehn Jahren um 27 Prozent angestiegen, von 2,42 Millionen auf 3,07 Millionen. Damit hat heute jede*r neunte Beschäftigte ein abgeschlossenes Hochschulstudium.

Der Trend zur Höherqualifizierung im Beschäftigungssystem wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Damit werden die Chancen und Risiken auf dem Arbeitsmarkt immer stärker vom Ausbildungsniveau abhängen.

Mit Studium gute Chancen am Arbeitsmarkt

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Hochschulabsolvent*innen gegenüber anderen Qualifikationsgruppen auf dem Arbeitsmarkt klar im Vorteil sind: Die Arbeitslosigkeit von Akademikern befindet sich auf einem sehr niedrigen Niveau.

Untersuchungen aus der Vergangenheit zeigen zudem, dass Personen mit Hochschulabschluss insgesamt einem deutlich geringeren Arbeitslosigkeitsrisiko unterliegen als andere Qualifikationsgruppen. Akademiker*innen bieten sich im Vergleich zu geringer Qualifizierten i.d.R. bessere Verdienstmöglichkeiten im späteren Berufsleben und mehr Chancen auf eine der Qualifikation adäquate Beschäftigung. Hochschulabsolvent*innen verfügen außerdem über weitere Optionen, wie z. B. eine Promotion oder eine sonstige Weiterqualifizierung für eine Karriere innerhalb oder außerhalb der Hochschule.

Fazit

Die Gruppe der Akademiker*innen verfügt im Vergleich zu anderen Qualifikationsgruppen über Arbeitsmarktvorteile. Allerdings differieren die Beschäftigungschancen für Absolvent*innen verschiedener Fächer z. T. erheblich.

Umgang mit Prognosen

Aktuelle Meldungen über dringend gesuchtes Fachpersonal in manchen Wirtschaftszweigen und Branchen oder über derzeit schlechte Berufsaussichten für Absolvent*innen bestimmter Fächer beeinflussen nicht selten das Studienwahlverhalten. Dies kann dazu führen, dass sich Arbeitsmarktprognosen nicht erfüllen:

Sind z. B. die Berufsaussichten für Absolvent*innen eines bestimmten Faches gut, so nimmt nicht selten das Interesse an diesem Fach spürbar zu. Dem ursprünglich vorhergesagten Bedarf in einigen Jahren steht dann ein deutlich höheres Angebot an Akademiker*innen dieses Bereichs gegenüber, was sich nachteilig auf die Chancen eines raschen Berufseinstiegs auswirken kann.

Umgekehrt können eher schlechte Berufsaussichten für Akademiker*innen bestimmter Fächer dazu führen, dass das Interesse an einem bestimmten Studienfach abnimmt. Im Resultat wird es dann künftig weniger Absolvent*innen als erwartet geben, was die Chancen bei der Stellensuche steigen lässt.